Mein Traum ist wahrgeworden!
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                                                         03.07.2004

Nach einem harten Weg hat Oliver Kroha endlich seinen Traumberuf verwirklicht:
Seit Anfang Juni arbeitet der 32-Jährige in der EDV-Betreuung der FH. Bild: Mossig
                                    "Ich habe endlich meinen Traumberuf"
Meike Mossig Gießen. Oliver Kroha ist in seinen körperlichen Bewegungen stark eingeschränkt..
Nur kurze Strecken kann der gehbehinderte junge Mann an Krücken gehen. Meist ist der 32-Jährige
auf den Rollstuhl angewiesen. Kann so jemand in der Fachhochschule Gießen-Friedberg (FH) 
arbeiten?  Passt der Rollstuhl in den Fahrstuhl? Und was ist mit den vielen Treppen und Büroräumen,
in denen vielleicht Tische, Stühle und Geräte seine Mobilität behindern? Mit blinden und sehbe-
hinderten Mitarbeitern hat die FH bereits seit mehreren Jahren positive Erfahrungen. Doch dieser
Fall war für den Fachbereich Informatik eine neue Herausforderung. "Am Anfang war ich skeptisch
", sagt der Dekan, Prof. Axel Schumann-Luck, ganz offen "Aber dann habe ich mich überzeugen
lassen." Denn Kroha konnte in einem Praktikum beweisen, was er kann. Als neuer Mitarbeiter in der
EDV-Betreuung ist für den 32-Jährigen jetzt ein Lebenswunsch in Erfüllung gegangen.
"Ich habe endlich meinen Traumberuf" , sagt der Computerexperte aus Staufenberg-Treis lachend,
der seit dem 1. Juni eine befristete Stelle an der FH hat und zudem heute Geburtstag feiert.
Gerührt waren seine Kollegen, als Kroha diese Woche seine erste Gehaltsabrechnung in den Händen
hielt. Schließlich hatte er neun Jahre lang unermüdlich nach einem behindertengerechten
Arbeitsplatz gesucht.. Ein steiniger Weg, für den nicht nur er einen langen Atem und viel Zuversicht
an den Tag legte. Als Kroha im April 2002 vom Gießener Arbeitsamt an den Integrationsfachdienst
Gießen (IFD) verwiesen wurde, der ihm bei der Arbeitsplatzsuche helfen sollte, hatte er nur wenig
Hoffnung. Denn bis dahin waren bereits zahlreiche Versuche gescheitert, nachdem er eine
Ausbildung als Bürokraft 1995 abgeschlossen und sich über Fördermaßnahmen des Arbeitsamtes
und vor allem privat im Computerbereich fortgebildet hatte. Doch immer wieder gab es wegen
fehlender finanzieller Mittel eine Absage für den jungen Mann. "Die Betriebe haben oft falsche
Vorstellungen", klagt Heike Hengster von der Agentur für Arbeit in Gießen. Immer  noch herrsche das
Vorurteil, dass man einen schwer behinderten Mitarbeiter "nie mehr los werde". Dabei gebe es auch
in diesen Fällen Probezeiten oder die Möglichkeit eines Praktikums, bei dem beide Seiten sich
unverbindlich kennen lernen können. Zudem werden Dienststellen vom Land Hessen über ein
Sonderprogramm staatlich gefördert. "Unser Ziel war es, mit einem Praktikum einen Fuß in die Tür zu
bekommen", sagt Alexandra Hüge vom IFD, in der Kroha eine eiserne Mitkämpferin gefunden hatte.
Doch nur zwei von 14 kontaktierten hessischen Dienststellen im Kreis Gießen zeigten Interesse.
Schließlich war  es die FH, die dem jungen Mann ein dreimonatiges Praktikum anbot. Allerdings erst,
nachdem Bernhard Kuntscher,  Vertrauensperson für Schwerbehinderte an der FH, sich für den
jungen Mann stark gemacht hatte. Schnell erkannten die Mitarbeiter Krohas Stärken und sein
umfangreiches EDV-Wissen. "Wir waren sehr zufrieden mit seinen Leistungen" , lobt Kuntscher.
Erstaunlich sei, welche Mobilität der hoch motivierte Mann trotz seiner Gehbehinderung an den Tag
lege. Bald darauf genehmigte das Hessische Innenministerium den Antrag der FH auf eine für drei
Jahre befristete Stelle, die überwiegend vom Ministerium und der Agentur für Arbeit finanziert wird.
"Ohne diese Anschubförderung hätten wir uns die Stelle finanziell sicherlich nicht leisten können",
stellt der Dekan klar. Doch langfristiges Ziel sei auf jeden Fall eine unbefristete Übernahme.
Der IFD in Gießen ist täglich von 8.30 Uhr bis 13 Uhr unter der Telefonnummer 0641-975 76-20 zu
erreichen.